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Energetische Sanierungplus – Michael Groschek besucht Starterquartiere

Bereits im Juli hatte er sich im Rahmen einer Sommerreise gemeinsam mit Verbandsvertretern – darunter auch VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter – über Wohnungsbau, Stadtentwicklung und Verkehr informiert und übertragbare Ideen und Modelle gesucht. Am 17. August 2015 startete NRW-Bauminister Michael Groschek dann zu einer weiteren Fachreise. Der Fokus diesmal: Die Starterquartiere der Gemeinschaftsinitiative „Besser Wohnen – Energetische Sanierungplus“.

An ihr beteiligen sich ausschließlich Mitgliedsunternehmen des VdW Rheinland Westfalen. Deren Engagement lobte der Bauminister wiederholt im Rahmen seiner Tour: „Ohne sie können wir Städte nicht lebenswert erhalten – sie sind uns mit ihrer Investitionskraft und ihrem Know-How ein wichtiger Partner“

Wichtigster Gedanke der Initiative: Obwohl Energieeffizienz im Wohnungsbau eine große Rolle spielt, ist sie nicht der einzige Faktor, der erfolgreiche Bau- und Modernisierungsprojekte beschreibt. Groschek und sein Ministerium erkennen die Bedeutung der Quartiersebene und haben die Gemeinschaftsinitiative in Zusammenarbeit mit dem VdW Rheinland Westfalen so ausgerichtet, dass die vielfältigen Faktoren berücksichtigt werden, die zum Erfolg der Quartiere beitragen: Energetisch modern, nachfragegerecht und lebenswert sollten die Starterquartiere sein oder werden. Zu den aufwertenden Maßnahmen, deren Wirkung der Bauminister nun vor Ort in Augenschein nehmen konnte, gehören folgerichtig neben energetischen Sanierungen etwa die Aufwertung des Freiraums, die Verbesserung von sozialer Infrastruktur, der Abbau von Barrieren und die Optimierung von Nahversorgung und Nahmobilität.

VdW-Verbandsdirektor Alexander Rychter begleitete die Fachreise und sagte: „Ich begrüße es sehr, dass das Ministerium den eigenen Worten zufolge eine ‚Renaissance des sozialen Wohnungsbaus in neuer Qualität‘ anstrebt. Viele ganzheitliche Quartierskonzepte werden von den Wohnungsgesellschaften und –genossenschaften bereits umgesetzt, wie sie kein anderer Marktakteur verwirklichen könnte. Und selbst jene, die es könnten, würden vielleicht vor dem langfristigen Commitment zurückschrecken. Unsere Mitgliedsunternehmen tun das nicht. Allerdings gibt es immer noch verschiedene Hemmnisse – seien es zu hohe Baukosten, zu viele Auflagen, zu langwierige Vergabeprozesse– die von der Politik beseitigt werden müssen.“

Im Essener Südostviertel startete die Tour durch das Ruhrgebiet: Mit 612 Wohnungen und sieben Gewerbeeinheiten befindet sich in diesem Stadtteil das größte Allbau-Quartier. Essens Wohnungsunternehmen investiert hier 26 Millionen Euro für eine umfassende Aufwertung. Zur nachhaltigen Aufwertung und Stabilisierung des Quartiers hat die Allbau ihren Fokus auf die Kategorien „Bauen“ und „Energie“ gerichtet. Dabei werden die Fassaden energetisch saniert und gedämmt und neue Balkone angebracht. Die Nachtspeicher-Heizungen werden gegen moderne Heizungsanlagen ausgetauscht. Ebenso werden in die Jahre gekommene Bäder sukzessive modernisiert. Auch Aspekte der Kriminalitätsprävention fließen mit ein.

Allbau-Geschäftsführer Dirk Miklikowski erläuterte darüber hinaus, dass auch die Außenanlagen und das optische Erscheinungsbild der Gebäude im Quartier eine Aufwertung erfahren sollen. Die Nahversorgung will man, soweit es in der Macht der Allbau AG liegt, durch die Ansiedlung von Einzelhändlern, durch einen Lieferservice oder Lebensmittel-Shuttle sowie durch eine Marktplatzaktivierung nachhaltig optimieren.

Noch innerhalb der Essener Stadtgrenzen reiste die Gruppe um den Bauminister dann weiter zum Eltingviertel: Mit rund 1.100 Wohnungen ist hier die Deutsche Annington größter Eigentümer und will mit modernisierten Wohnungen neue Zielgruppen erreichen. Die soziale Durchmischung soll verbessert werden, und dafür führt die DAIG auch mit Unterstützung des Landes Modernisierungen in den drei großen Wohnkarrees des Eltingviertels durch: Victoria-, Mathias- und Bernehof. Diese umfassen 413 Wohnungen, überwiegend aus der Gründer- und Nachkriegszeit, die derzeit mit Nachtstromspeicher beheizt werden.

Der NRW-Bauminister zeigte sich im Gespräch mit Annington-Chef Rolf Buch beeindruckt von den Plänen und der Investitionssumme in Höhe von rund 28 Millionen Euro: Dass Deutschlands größtes Wohnungsunternehmen verstärkt in seine Bestände investiere, sei ein gutes Zeichen. Darüber hob Groschek vor allem die erklärte Absicht des Unternehmens hervor, die Mieten für die Menschen im Quartier weiter bezahlbar zu halten. Angestrebt wird ein Anteil öffentlich geförderter Wohnungen mit Mietpreisbindung von 30 % in den drei Wohnkarrees.

Einen starken Kontrast bot im Anschluss die Schievenfeldsiedlung in Gelsenkirchen: Die ehemalige Bergarbeitersiedlung befindet sich im Besitz der Gelsenkirchener Gemeinnützigen Wohnungsbaugesellschaft mbH (ggw) und leidet, wie gww-Geschäftsführer Harald Förster betont, nicht unter Leerstand: „Wenn es darum ginge, müssten wir hier noch nicht in Aktion treten.“

Dennoch nimmt die ggw 20 Millionen Euro in die Hand, um das Quartier mit seinen unterschiedlichen Straßenräumen – es umfasst eine Allee, einen zentralen Platz, einen Anger und ist vom Wechsel von ein- und zweigeschossig bebauten Straßen geprägt – nachhaltig aufzuwerten. Im Einzelnen werden dafür u.a. Kelleraußenwände trockengelegt, Fensteranlagen erneuert, schwellenlose Wärmedämmtüren eingebaut sowie die Kellerdecken und obersten Geschossdecken gedämmt. „Ein modernes Blockheizkraftwerk auf Holzpelletbasis soll künftig eine effiziente Wärmeversorgung sicherstellen“, erläuterte Förster weiter. Wo es sich technisch ermöglichen lasse, würden Balkone angebracht. Auch das Wohnumfeld soll verbessert und die Außenanlagen – vor allem der zentrale Quartiersplatz – sollen neu und barrierefrei gestaltet werden. Neue Kindertageseinrichtungen in der Nachbarschaft sollen mehr junge Familien herlocken. Als Investition in die Zukunft und verantwortungsbewusstes Handeln eines kommunalen Wohnungsunternehmens lobte Michael Groschek das Projekt.

Viel Besuch und Interesse von Politik und Öffentlichkeit hat die Flüsse-Siedlung in Bochum bereits erfahren. Um ihre Attraktivität zu erhalten, hat die VBW Bauen und Wohnen damit begonnen, die Weichen im beliebten Quartier frühzeitig auf generationengerechtes und zielgruppenspezifisches Wohnen zu stellen. VBW-Geschäftsführer Norbert Riffel, sein ehemaliger (inzwischen in den Ruhestand eingetretener) Kollege Dr. Dieter Kraemer und weitere Vertreter des VBW-Teams stellten der Delegation aus dem Bauministerium vor, mit welchem Maßnahmen das angestrebt wird: Das geplante Maßnahmenpaket umfasst Investitionen in Höhe von rund 30 Millionen Euro und umfasst neben der energetischen Sanierung der Objekte insbesondere den Neubau von attraktiven barrierearmen Wohnungen sowie die Anpassung der zahlreichen Freiräume und Grünflächen in der Siedlung an die Bedürfnisse älterer Menschen.

Auch städtische Mobilität spielt für das Konzept eine wichtige Rolle: In Kooperation mit dem Fahrradverleihservice „Nextbike“ und dem Carsharing-Partner „Citeecar“ erarbeitet die VBW zudem ein umfassendes Nahmobilitätskonzept, das auch den Ausbau der „Flüsse-Avenue“ zu einer durchgehenden Fahrradstraße umfasst. Die ersten Fahrradstationen im Bereich der Weserstraße sind bereits realisiert.

Letzter Halt der Tour des NRW-Bauministers war schließlich Dortmund, wo die LEG Wohnen NRW GmbH das Meylant Viertel aufwertet: Die Investitionen belaufen sich bislang auf mehr als 13,1 Millionen Euro. Dieses Jahr sind Maßnahmen von einer weiteren Million Euro in der Umsetzung. Im Rahmen der Landesinitiative „Besser Wohnen – Energetische Sanierung plus“ führt die LEG ihr Sanierungskonzept zudem fort. Ein Teil des Bestandes wird energetisch verbessert. Beziehungsweise erhält neue Aufzugsanlagen, auch werden Wohnungen werden mindestens barrierearm umgebaut. Flankiert werden diese Maßnahmen durch eine Reihe von Dienstleistungen, die teilweise neu etabliert werden. „Wichtigster Baustein dabei ist das LEG-Serviceangebot, das neben einem Service-Büro vor Ort auch einen 24-Stunden-Reparaturservice und zeitgemäße Multimedia-Angebote beinhaltet“, erläuterte COO Holger Hentschel.

Schon im Mai 2015 hat die LEG das sogenannte „VitalLokal“ im Quartier eröffnet, das in unmittelbarer Nachbarschaft individuelle Beratungs- und Serviceleistungen rund um die Themen Unterstützung und Pflege bietet. Zur Verbesserung der Nahversorgung soll eine bestehende Gewerbezeile mit einem modernen Ladenlokal reaktiviert werden. Die angrenzende Freifläche wird attraktiv umgestaltet.

Den letzten Besuchstermin seiner Tour konnte Michael Groschek zu seinem großen Bedauern nicht mehr wahrnehmen – Dauerregen und Stau auf der Autobahn verhinderten, dass zuletzt auch noch das Wabenquartier in Duisburg-Neudorf angefahren werden konnte. Dort steckt die Wohnungsgenossenschaft Duisburg-Mitte eG zwölf Millionen Euro in neun Häuser mit insgesamt 170 Wohnungen und ein Mieterquartier. Leerstand gibt es, ähnlich wie im Schievenfeld in Gelsenkirchen, zwar kaum, doch die Genossenschaft sieht das Projekt als Investition in ihre Zukunft: Im Rahmen eines umfassenden Sanierungskonzepts wird der Modernisierungsstau behoben, die Fassade erneuert und auch der Wohnkomfort sowie die Sicherheit verbessert. So zügig wie möglich will der NRW-Bauminister den Besuch in Duisburg denn auch nachholen.